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Neu im Bundestag: Gabriele Schmidt, CDU

22.10.2013

Artikel im Tagesspiegel über den Einzug von Gabriele Schmidt in den Deutschen Bundestag

Gabriele Schmidt aus dem südbadischen Landkreis Waldshut rechnete nicht damit, in den Bundestag zu kommen. Doch das gute Wahlergebnis der CDU und das neue Wahlrecht machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Dann sagt sie sich: So eine Chance bekommst du nur einmal im Leben.

- von Fabian Leber | Tagesspiegel (22.10.2013) -

Am Abend der Bundestagswahl geht Gabriele Schmidt früh ins Bett, sie hat Bronchitis. Als sie am nächsten Morgen einen Anruf ihres CDU-Kreisvorsitzenden bekommt, kann sie kaum glauben, was sie hört: „Du bist im Bundestag!“ Eine halbe Stunde später meldet sich jemand von der Bundestagsverwaltung und fragt, ob man Flug und Hotel für sie buchen solle. „Ich hatte mit einer Wahl in den Bundestag nicht gerechnet“, sagt die 57 Jahre alte gelernte Industriekauffrau. „Es war nicht meine Lebensplanung, nach Berlin zu gehen.“ Sie sucht dann lieber selbst im Internet nach einem Flug und nimmt die Economy Class. Den Preis für die Business Class, die Abgeordneten eigentlich zusteht, findet sie zu hoch.

In einer Lokalzeitung heißt es am nächsten Tag über Schmidt, sie sei „schockiert“ gewesen über ihren Einzug in den Bundestag. Das will die künftige Abgeordnete so nicht stehen lassen. Sie sagt, es sei eher so wie bei einer nicht geplanten Schwangerschaft. Da müsse man sich auch erst mal sammeln, aber dann entscheide man sich doch dafür, mit aller Kraft an die Aufgabe zu gehen.

Gabriele Schmidt tritt 1972 in die CDU ein, weil sie bei den Gemeindereformen mitreden will. Später engagiert sie sich in der CDA, dem Arbeitnehmerflügel der Union. So kommt es, dass sie bei den drei Bundestagswahlen seit 2005 jedes Mal auf der Landesliste Baden-Württemberg steht, in diesem Jahr an 13. Stelle. Weil aber die CDU traditionell fast alle Wahlkreise im Südwesten gewinnt, tendieren ihre Chancen gegen null – denkt Schmidt. Doch das sehr gute Wahlergebnis der Union, das Ausscheiden der FDP, der hohe Anteil der AfD und das neue Wahlrecht werfen ihre Rechnung über den Haufen. Ihrem Chef, einem Kleinunternehmer, hatte sie noch versprochen: Das wird nie und nimmer etwas. Und dann das!

Schmidt, die Mutter zweier erwachsener Töchter ist und früh Witwe wurde, berät sich mit ihrem Lebenspartner und einem Exabgeordneten. Dann sagt sie sich: So eine Chance bekommst Du nur einmal im Leben. So wird sie in Kürze auch ihr Wahlkreisbüro einrichten – und dann wird eine skurrile Situation entstehen, die es in Deutschland normalerweise nicht gibt: Der Wahlkreis Waldshut hat in Zukunft zwei Abgeordnete von der CDU, einen direkt Gewählten und Gabriele Schmidt. „Ich habe kein Problem damit, Hinterbänklerin zu sein. Es kann ja nicht 300 Vorderbänkler geben“, sagt sie.

Angst vor der „Maschine Bundestag“ scheint sie jedenfalls nicht zu haben: „Ich kann da gelassen sein. Ich muss mich nicht mehr beweisen“, sagt sie. Zweimal war sie seit ihrer Wahl im Reichstag. Und so sehr sie sich auf Berlin freue, so sehr bleibe sie in Riedern am Wald verwurzelt. Der 400-Einwohner-Ort werde inzwischen schon als „Promidorf“ gehandelt, sagt sie im Scherz. Schließlich komme auch der Papstsekretär Georg Gänswein von dort.

Bild: Fabian Leber

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