Veranstaltungen

Besichtigung des "Haus Lebensheimat" in Löffingen-Reiselfingen

10.02.2015

Lokal- und Bundespolitiker informieren sich über die Anliegen und Probleme

- von Christa Maier (Badische Zeitung) (10.02.2015) -

LÖFFINGEN-REISELFINGEN. Nicht alles, was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, lässt sich in der Praxis umsetzen. So kommentiert die Leiterin des Hauses Lebensheimat, Simone Martin, die neue Landesverordnung, wonach ab 2019 Pflegeheime nur noch Einzelzimmer bereithalten dürfen. Bei ihrem gestrigen Informationsbesuch notierten die CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Dörflinger und Gabriele Schmidt eifrig.

Die Sinnhaftigkeit der Einzelzimmerpflicht, mit der die Privatsphäre von Heimbewohnern gewährleistet werden soll, stellt Simone Martin infrage. "Wir haben Leute, die nicht gerne alleine sind." Daher wäre hier Wahlfreiheit notwendig. Auch statt der vorgeschriebenen vielen kleinen einzelnen Nasszellen plädiert sie eher für größere Badezimmer, die den notwendigen Platz und Komfort für Rollstuhlfahrer und für liegende Ganzkörperwaschungen bieten. Abgesehen von der Finanzierbarkeit, gehe die neue Verordnung völlig an der Praxis vorbei. Was für die Behinderteneinrichtung gilt, gilt nach Bürgermeister Tobias Link auch für das Seniorenwohnheim. Dass nach der neuen Verordnung Ehepaare, die seit Jahrzehnten ein Schlafzimmer teilten, im Wohnheim auf einmal in getrennten Zimmern untergebracht werden müssten, sei fast grotesk. Thomas Dörflinger glaubt, dass Ausnahmen zugelassen werden.

Wenig Personal

Als weitere große Herausforderung bezeichnete Simone Martin die Personalsituation. Rund 80 Bewohner werden im Haus Lebensheimat betreut, allein davon 54 in Reiselfingen. "Wir haben einfach zu wenig Personal", sagt die Heimleiterin. Die Bezahlung richte sich nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst mit Zusatzversorgung. Seit Dezember füllen fünf Leiharbeiter aus Polen die Lücke. "Wir hätten sonst eine Wohngruppe schließen müssen", so Martin. Das Problem sei weniger der Fachkräftemangel als das Arbeiten auf dem Land. Bürgermeister Link kann sich vorstellen, Flüchtlinge für den Beruf des Heilerziehungspflegers oder -assistenten zu gewinnen.

Bewohner werden älter

Als weiteres Thema sprach Simone Martin die unterschiedliche Beurteilung über die Gewährung zusätzlicher Betreuungsleistungen an, die nur wenige Bewohner erhielten. Angesichts des zunehmenden Alters (die älteste Bewohnerin ist mittlerweile 82 Jahre), bei denen Pflege, Demenz und Behinderung zusammentreffen, seien diese Leistungen aber enorm wichtig. Auch gab sie den CDU-Abgeordneten mit auf den Weg, dass die Barrierefreiheit immer noch zu wünschen übrig lasse, vor allem bei Praxen von Fachärzten. Auch beim Betreuungsangebot von Demenzkranken sieht sie noch ein Defizit. In Reiselfingen und auch Löffingen sei vieles im Bereich Inklusion passiert, bestätigte sie Ortsvorsteher Martin Lauble mit dem Hinweis auf etliche Kooperationen mit den Vereinen und auch Privatpersonen. Auch die Wiedereröffnung eines Ladens, der den Bewohnern ein Stück Selbständigkeit biete, steht auf ihrer Wunschliste ganz oben.

von links: Ortsvorsteher Martin Lauble, Thomas Dörflinger MdB, Simone Martin, Leiterin des Hauses, Micha Bächle, Gabriele Schmidt MdB und Tobias Link, Bürgermeister von Löffingen
von links: Ortsvorsteher Martin Lauble, Thomas Dörflinger MdB, Simone Martin, Leiterin des Hauses, Micha Bächle, Gabriele Schmidt MdB und Tobias Link, Bürgermeister von Löffingen

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