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Podiumsdiskussion zum Thema Frauen im Arztberuf

01.08.2016

CDU Frauenunion Kreisverband Waldshut und CDU Ortsverein Lauchringen fordern Anreize zur Ansiedlung von Ärzten im ländlichen Raum.

Frau Dr. Maria Kirchhoff führte mit einem Impulsreferat über die Frau im Heilberuf in das Thema ein. Beginnend im vorchristlichen Griechenland, über Hildegard von Bingen bis zur ersten zugelassenen Medizinstudentin an der Universität in Freiburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spannte sie den historischen Bogen. „Die damaligen ausschließlich männlichen Mediziner sprachen von einem gefährlichen Experiment, da Frauen niemals der geistigen und körperlichen Belastung des Arztberufes gewachsen seien.“, so Dr. Maria Kirchhoff.

Erst 1920 konnte die erste Medizinerin in Deutschland habilitieren. Ganz anders heute. Zwei Drittel der Studienanfänger sind mittlerweile Frauen. „Die Medizin wird weiblich.“, so Dr. Maria Kirchhoff weiter. Kann aber eine Ärztin ihren Wunsch nach Familie realisieren? Darüber wurde angeregt diskutiert. Schnell stellte sich heraus, dass unterschieden werden muss, ob eine Ärztin in einer Klinik Anstellung findet oder als niedergelassene Medizinerin praktiziert. Bei der ersten Variante kann von einem geregelten Dienstplan ausgegangen werden, der aber trotzdem hohe Anforderungen an eine flexible Kinderbetreuung stellt. Hingegen kommt für eine Frau mit Familie eine Alleinpraxis schwerlich und nur mit großen Anstrengungen verbunden, in Frage. Allgemein kann gesagt werden, dass Ärzte, die in einer Gemeinde leben, in der sie praktizieren eine hohe Verantwortung tragen. Ein 12-Stunden Tag mit zusätzlichen Noteinsätzen ist hier die Regel. Um Beruf und Familie vereinbaren zu können, benötigt es einen Partner in der Praxis und vielfältige Hilfe in der Kinderbetreuung. „Die Problematik im ländlichen Raum bestehe nicht in der zu geringen Anzahl an ausgebildeten Ärzten, sondern in der Abwanderung in attraktivere Gegenden.“, so Dr. Maria Kirchhoff weiter. Mit welchen Maßnahmen kann dieser Entwicklung entgegengetreten werden? Besteht zum Beispiel in Freiburg eine medizinische Überversorgung von 170 %, arbeiten Mediziner in der hiesigen Region weit nach ihrem Eintrittsalter in den Ruhestand weiter, weil sie keinen Nachfolger für ihre Praxis finden.

Eine zwangsweise Verpflichtung, nach dem Medizinstudium für mehrere Jahre auf dem Land zu praktizieren, halten alle Diskussionsteilnehmer für kontraproduktiv. Die Möglichkeiten jenseits der Grenze am Hochrhein locken mit besserem Verdienst und in der Regel mit besseren Arbeitsbedingungen. Dem gegenüber stehen eine oft fehlende Infrastruktur im ländlichen Raum, keine ausreichenden Kinderbetreuung und Schulangebote.

„Wir haben hier eine hübsche Gegend, aber wir müssen mehr Anreize schaffen.“, so Landtagsabgeordneter Felix Schreiner. Er erläutert hierzu das Stipendienprogramm für junge Ärzte, das bereits in Sachsen ein großer Erfolg ist. Wer sich nach dem Studium verpflichtet fünf Jahre lang auf dem Land zu praktizieren erhält diese Studienbeihilfe.

Einen weiteren Aspekt brachte Dr. Said-Aziz Hamdani aus Küssaberg in die Diskussion ein: „Die Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium sollten überdacht werden. Was nützt ein Einser - Abitur, wenn es dem angehenden Arzt an Empathie fehlt?“, Ergänzt wurde dieser Beitrag von Bundestagsabgeordneter Gabriele Schmidt, die feststellte: „Der Arztberuf muss sich weiter entwickeln. Es gibt immer mehr Schnittstellen zwischen Medizin und Technik.“

Einig waren sich alle Diskutierenden, dass die Gemeinde den Ärzten mehr bieten müsse. So sollen Ärzte zum Beispiel bei der Wohnungssuche Unterstützung bekommen. Kitas und öffentliche Nahverkehrsangebote müssen bereitgestellt werden. Hilfen bei der Einrichtung der Praxis, schnelles Internet und Hilfe bei der Arbeitssuche für den Partner sollten vorhanden sein. Und zu guter Letzt muss auch das menschliche Zusammensein funktionieren. Ein schönes Beispiel hierfür ist der regelmäßig stattfindende Ärztestammtisch, der von Dr. Tillmann Kirchhoff in Lauchringen ins Leben gerufen wurde.

Für die interessante Diskussion bedankten sich Nicole Böcker, Vorsitzende der Frauenunion und Landtagsabgeordneter Felix Schreiner bei der Referentin Dr. Maria Kirchhoff mit einem Blumenstrauß

von links: Gabriele Schmidt MdB, Dr. Maria Kirchhoff, Felix Schreiner MdL und Nicole Böcker
von links: Gabriele Schmidt MdB, Dr. Maria Kirchhoff, Felix Schreiner MdL und Nicole Böcker

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