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Wo Integration gelebt wird

08.11.2016

Gabriele Schmidt MdB besucht die "Villa International", die unbegleiteten, minderjährigen Ausländern ein Zuhause bietet

- von Guy Simon (Südkurier) -

Grafenhausen – „Villa International“ nennt sich das kleine Haus in der Buggenriederstraße in Grafenhausen. In dem Gebäude befindet sich eine Jugendwohngemeinschaft für unbegleitete, minderjährige Ausländer.

Die Bundestagsabgeordnete Gabriele Schmidt stattete den Jugendlichen einen Besuch ab und informierte sich vor Ort über die Einrichtung: „Der Hauptgrund,  weshalb Leute hier sind ist, weil sie keine Perspektive haben“, sagt Schmidt.

„Jugendliche haben einen komplett anderen Status, sie fallen unter das Kinder-und Jugendhilfegesetz. Dort wird nicht unterschieden, ob jemand deutscher Staatsbürger ist oder nicht, es zählt, dass es sich um Minderjährige handelt“, erklärt Martin Riegraf, Vorsitzender des Caritasverbandes Hochrhein. In der Buggenriederstraße leben derzeit sechs Jungs aus Afghanistan im Alter zwischen 16 und 18 Jahren.

„Grafenhausen ist toll“, sagt Jawed Hoseini. Wie seine fünf Mitbewohner ist er ohne seine Eltern in Deutschland angekommen. „Die Vormundschaft wird vom Jugendamt übernommen, nur so kann dann auch ein Asylverfahren eingeleitet werden“, sagt Martin Riegraf. Für alles sechs wurde bereits ein entsprechender Antrag gestellt. Zudem gehen bereits alle zur Schule, bekommen separaten Deutschunterricht und machen jeweils mittwochs einen Praktikumstag: „Das machen sie in ganz verschiedenen Betrieben, sei es im Kindergarten, der Schreinerei oder in der Gastronomie“, sagte Martin Riegraf weiter.

Schule: Einige der Jungen besuchten bereits in Afghanistan eine Schule. Dennoch ist der Schulbesuch in Deutschland anders: „Die Sprache ist nicht so einfach und in Afghanistan hatten wir auch keinen Technikunterricht“, berichtet Jawed. Besonders viel Spaß mache allerdings der Sport. Der 17-jährige Mohammad spielt in der zweiten Mannschaft des Grafenhausener Fußballvereins und konnte auch schon ein Tor erzielen. „Wir haben viele Vereine in der Gegend angesprochen
und beim Fußball funktioniert die Integration am besten“, sagt Anette Fehrenbach vom Helferkreis Asyl in Grafenhausen. Sie ergänzt: „Schule ist für die Jungs das wahre Glück.“

Probleme: „Um Ängste zu nehmen, sind wir am Anfang durch die Ortschaft und haben Hausbesuche gemacht. Auch wenn es teilweise Bedenken gab, das ist jetzt kein Problem mehr und wir konnten die Skepsis abbauen“, berichtet Fehrenbach von der Anfangszeit. Davon abgesehen gebe es in der Wohngemeinschaft die gleichen Probleme wie bei anderen Jugendlichen in dem Alter: „Gruppen müssen sich erst finden und es kamen auch nicht alle sechs gleichzeitig hier an. Es gibt dann eben Aushandlungsprozesse, wie sie bei jeder Gruppe mit Gleichaltrigen zu finden sind“, sagt der Caritas-Chef.

Eltern: Zu ihren Familien haben die sechs Afghanen noch Kontakt. Einige befinden sich derzeit im Iran. „Jawed hat eine Weile gespart und seiner Familie ein Paket geschickt“, sagt Heike Schupp, Sozialfachwirtin und Erzieherin bei der Caritas. Dieser Kontakt ist sehr wichtig für die Jugendlichen.

Die Flucht: Die Verarbeitung des Erlebten erfolge ganz individuell: „Manche berichten in Alltagssituationen von ihren Erlebnissen, andere sprechen kaum darüber. Dennoch hat jeder seine eigene Geschichte. Bei manchen spielt das kaum eine Rolle, bei anderen dafür sehr“, erklärt Riegraf.


Die "Villa International": In dem kleinen, gepflegten Haus in der Buggenriederstraße 9 in Grafenhausen leben sechs Jugendliche aus Afghanistan. Das Gebäude wurde von der Caritas angemietet und wird etwa seit April als Jugendwohngemeinschaft genutzt. Neben der Unterstützung durch den Helferkreis Asyl in Grafenhausen sind auch zwei Erzieher der Caritas für die Betreuung der jungen Männer im Alter von 16 bis 18 Jahren zuständig.


Zum Artikel in der Badischen Zeitung geht es HIER

von links: Anita Fehrenbach, Gabriele Schmidt MdB, Rewanullah, Mohammad, Heike Schupp, Jawed, Hadi, Homed und Hamid Reza (vorne) | Bild: Guy Simon
von links: Anita Fehrenbach, Gabriele Schmidt MdB, Rewanullah, Mohammad, Heike Schupp, Jawed, Hadi, Homed und Hamid Reza (vorne) | Bild: Guy Simon

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